15- 211. 1941 (Montag) Vormittags in der Schule. Viele Lehrer fehlten, weil sie über Nacht bei der jüdischen Kultusgemeinde irgendwelche Schriftstücke schreiben mussten. Nachmittags spazieren. Evas Chanukkafeier fand statt, sie bekam viele Geschenke, darunter auch Bücher und ein schönes Schmucketui. Bei der Theatervorführung hat sie einen alten Opa als den Propheten Elias gespielt. 16. III. 1941 (Dienstag) Vormittags zu Hause, gegen Mittag bei Popper, wo ich zwei neue Bücher gekauft habe, »Prinzessin Märchens Schätze« und Märchen von Hans Christian Andersen. Nachmittags in der Schule. Unsere Chanukkafeier, die heute sein sollte, wurde auf Freitag verlegt. Heute geht Papa nicht zum Bereitschaftsdienst, sie sind jedes Mal statt zu zehnt gleich zu zwölft da. 17- XII. 1941 (Mittwoch.) Vormittags in der Schule, der Stundenplan wurde wieder ziemlich umgestellt, denn manche Lehrer mussten erneut über Nacht etwas für die Gemeinde schreiben. Irgendein deutscher Minister war in Prag, überall stauten sich die Elektrischen, an manchen Stellen kam man nicht über die Straße. Auf dem Nummernschild des Wagens des Ministers stand ND 1. Nachmittags bei den Handarbeiten, wir machen aus Pappe eine Schale für Schreibutensilien. Abends mit Popper unten am Schlachthof spazieren. Eva II und Tante Anda waren hier. 18. XII. 1941 (Donnerstag) Vormittags Hausaufgaben, nachmittags in der Schule. Es war kein Unterricht, wir hatten nur unsere Chanukkafeier. Zuerst haben wir ein Fest für die Kleinen organisiert, dann für uns. In der Kinderfeier trat ein Zauberer auf, dann gab es eine Rede und ein Melodram, es wurde das Stück »Um Mitternacht im Spielzeugladen« aufgeführt. Alles war sehr gelungen, die Kinder bekamen Geschenke, die wir (IV. B) für sie vorbereitet hatten. Dann war unsere Feier an der Reihe, es wurden verschiedene Chanukka-Erzählungen gelesen und Ziehharmonika gespielt. Der Harmonikaspieler war Baum (wegen seiner Leibesfülle Ferkel genannt), dem an dieser Stelle ein großes Lob ausgesprochen sein soll, ebenso dem Tomáš Klein (genannt »Satz des Eukalypt«; bei einer mündlichen Prüfung hat er statt Euklidus Eukalyptus gesagt), der den Zauberer gab und es ganz wunderbar gemacht hat. Ich selbst habe ihm den Bart aufgemalt. Als Abschluss kam die Bescherung. Ich habe Dušner einen Knallstift geschenkt; wenn man die Spitze abnimmt, gibt es einen Knall (drinnen ist eine Knallerbse). Es hat prima geklappt, die Lauscher hat es gesehen und auch nur gelacht. Ich selbst habe ein Notizbuch, Stifte, ein Schiffchen, einen Satz Zirkel und vieles andere bekommen. 52